Randvoll mit Traurigkeit
Rezension von Lluviagata
Julie Yip-Williams, Das Wunder vom Leben und Sterben, Unimedica Verlag 2020, Hardcover, 376 Seiten, 22,80 Euro
Nun liegt er also vor mir, der hochgelobte New York Times Bestseller. Neugierig auf die Geschichte eines Lebens, einer Biographie, die von einer Zwischenzeit berichtet, i.m.h.o. der gottgegebenen Zeit einer Frau, die an Krebs erkrankt ist, der Zeit ihres wechselhaften Lebens zwischen Geburt und Tod, öffne ich das Buch und beginne bald, von der neunzehnten Seite an jede Seite querzulesen. Ein von erstaunlich philosophischem Wortreichtum strotzender Monolog prasselt auf mein Gemüt, ein schwatzhafter Singsang, das der mich ein paarmal innehalten lässt, um ungläubig auf das den Bucheinband zierende Siegel NEW YORK TIMES –Bestseller– zu starren.
Mit immer stärker auftretendem Kopfschütteln lese ich die lediglich in Splittern dargebotene, durchaus spannende Story, doch das herzzerreißende Thema wird, je schlimmer die Autorin erkrankt und auch leidet, durch das ihr eigene Mutmach-Mantra ertränkt. Durchhalteparolen möchte ich diese seitenlangen Selbstgespräche, vom Verlag als innerste Gefühle deklariert, nicht nennen – im Angesicht dieser verheerenden Krankheit, aber dieses nur noch als Plappern wirkende Philosophieren überdeckt die eigentlich dunkle Geschichte, die mich zu diesem Buch greifen ließ, mit einem grellen Tuch.
Fazit: Mein großes Mitleid mit der Autorin und ihrer Familie ist unbestritten, meine Anteilnahme an dem schweren Weg, den die Autorin gehen musste, ist ungebrochen. Inwieweit dieses Buch Betroffenen zur Seite stehen kann, erschließt sich mir nicht wirklich. Nicht, weil die Menschen zum Glück verschieden denken und weil ich nicht betroffen bin, sondern weil mich, wäre ich betroffen, das Ganze nur nerven würde. Die 23 Euro auszugeben lohnt sich meines Erachtens nur für den Leser, der gern oder unbedingt auf frauenzeitschriftlichem Schulterklopfen besteht.