tunel spasa (´93)
Gedicht von Tom Niklas Pohlmann
entrückte rücken
rücken
rücken an rücken
aus freien stücken
voran.
auf knien
wie eine endlose ameisenkolonne
die säcke leer
sie pappen
am schweißigen nacken
über ihnen die landebahn
voller scharfschützen
als ob sie uns erspähen
durch den pochenden asphalt
wir schweigen
aus furcht
denn mehr haben wir nicht
gebückte rücken
bestücken
rücken an rücken
die lücken
zwischen den rücken.
und kriechen
wohl sei keine haltung bloß
stellender als ein kriechen:
das liegen hat seinen anmut
der stand den stolz, ein sitz die manier
selbst das hocken die vorsicht
doch auf allen vieren
sind wir nichts mehr als ein tier
stets auf der flucht
auch wenn wir jagen
ein krauchen also
halbnackt im staub
dieser unterirdischen furche
fernab des rollfelds, miss sarajevo
wie du immer kurz davor bist
in der dunkelheit zu verschwinden
meine hand streicht
hin und wieder über
deinen knöchel, damit du weißt
dass ich noch da bin
es tropft
von unten herauf
ein bogen kann nicht
ohne seinen scheitelstein halten
zerdrückte rücken
überbrücken
rücken an rücken
die tücken
wird unsere flucht glücken?
es ertönt ein schuss
wir stoppen.
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