Hugo 2020 – das sind die Sieger
Beim Finale des internationalen Studierendenwettbewerbs der Montforter Zwischentöne konnte sich das Kollektiv XYlit durchsetzen.
Am Abend des 4. Februar ging im Festsaal des Vorarlberger Landeskonservatoriums bei freiem Eintritt das Finale des Konzertwettbewerbs für neue Konzertformate über die Bühne.
Die Entscheidung für die Sieger fiel eindeutig aus: Aus den vier zum Pitch eingeladenen Teams setzte sich das Kollektiv XYlit durch. Mit seinem Beitrag „Traumlandschaft“ überzeugte das Team aus Leipzig nicht nur die Jury, auch das Publikum sprach sich mit seiner Stimme für das Konzept aus. Auf dem zweiten Platz landete „The hell is real“ des Teams aus Nürnberg, auf Platz drei der Feldkircher Beitrag „Wir sind Bärenkreuzung“.
Eine Reise zu Paula Ludwig
Ausgangspunkt für die „Traumlandschaft“ ist Paula Ludwig (1900-1974). In Text, Ton, Bild und Szene wird das Publikum auf einer Forschungsreise durch das Leben und Werk der Feldkircher Autorin und Malerin geführt.
Dabei verbindet das Kollektiv XYlit Erinnerungssplitter, Anekdoten und andere biographische Abzweigungen, die Ludwigs Leben markierten, mit Eigenkompositionen (Vertonungen von Texten von Paula Ludwig) und Kompositionen von Zeitgenoss*innen. In der Besetzung werden Electronics mit Jazz- und klassischem Orchesterinstrumentarium verschmelzen – und die musikalischen Grenzen zwischen den Genres verschwinden.
Die international besetzte Jury ließ sich von den Klang-Laut-Wort-Malereien und der hochgradig eklektischen Mischung des Konzepts überzeugen. Was das Kollektiv in den zehn Minuten gezeigt hat, entspreche genau jener ausgeprägten Gleichzeitigkeit, die es im Musiktheater immer brauche.
Uraufführung beim Sommerschwerpunkt
Nach dem Hugo-Pitch ist vor der Hugo-Uraufführung. Das Siegerprojekt wird am 10. Juni 2020 im Rahmen des Sommerschwerpunktes bei den Montforter Zwischentönen uraufgeführt. Ort der Aufführung ist erstmals der Große Saal im Montforthaus. Man darf gespannt sein, wie das Kollektiv XYlit die 695 m² Fläche in eine Bühne für das Konzert von Morgen verwandelt.
Die Hugo-Sieger erhalten 1.000 Euro Preisgeld. Für die Umsetzung steht ein professionelles Produktionsbudget zur Verfügung. Beides, Preisgeld und Produktionsbudget, wird vom Kulturkreis Montforthaus gesponsert, der damit junge Talente unterstützen möchte.
Finale im Rahmen des Symposiums „Musik und Gesellschaft“
Das Finale des Hugo-Wettbewerbs fand in diesem Jahr als Teil des Symposiums „Musik und Gesellschaft“ statt, bei dem das Vorarlberger Landeskonservatorium neue Lösungen, praktische Beispiele und Erfahrungen zu Musikprojekten für gesellschaftliche Entwicklung präsentiert und diskutiert.
Statements der Jury zum Siegerbeitrag
„Die Klanginstallation hatte eine Sogwirkung, die mich in etwas hineingeführt hat. Da sehe ich großes Potential, vor allem, weil szenisch viel los war. Das hat mir gefallen und Lust auf mehr gemacht.“
Maximilian Maier, Musikredakteur Bayerischer Rundfunk
„Beim Hugo ist es wie bei James Bond. Man bekommt einen Trailer, der Lust machen muss auf mehr. Und das ist hier unglaublich geglückt. Ich möchte unbedingt sehen, wie es weitergeht.”
Sarah Wedl-Wilson, Rektorin Hanns Eisler Hochschule für Musik, Berlin
„Ich bin begeistert. Hier wurde szenisches, dramaturgisches, lichtgestalterisches und musikalisches Können bewiesen – und das kann auf alle Fälle umgesetzt werden, weil die das können.“
Peter Paul Kainrath, Intendant Klangforum Wien
„Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Mich interessiert es sehr, wie das in der Gesamtlänge funktionieren wird.“
Frauke Bernds, Leiterin Konzertplanung Kölner Philharmonie
Die Finalisten
Bärenkreuzung
Sebastian Konietzki (Feldkirch)
Die konzertante, multimediale Darstellung einer komplexen Problematik, für die Bürger der Gesellschaft Verantwortung tragen, für die es aber keine einheitliche Lösung gibt: ››Bärenkreuzung‹‹ Feldkirch. Die Idee dahinter ist, durch und während eines Konzerts ein Thema zu fokussieren, welches alle betrifft und damit dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich so neutral wie möglich für das Thema zu sensibilisieren. Auch wenn es während des Konzerts zu verstörenden und auch erheiternden Momenten kommen kann, wäre das Ziel, nicht nur zu konsumieren, sondern zu partizipieren.
The hell is real
Remembered Resonance (Nürnberg)
››The hell is real‹‹ ist eine Textsammlung, die der Vater der Teamleiterin Hong An Nguyen während seiner 20-jährigen Haftzeit im Gefängnis geschrieben hat. Diese Textsammlung bildet die Grundlage des Konzerts. ››Umwege‹‹ bestimmen Hong An Nguyens gegenwärtiges Leben. Als politisch Geflüchtete
aus Vietnam verläuft ihr Leben noch nicht auf sicheren Pfaden und sie ist von Abschiebung bedroht. In diesem Konzert führt sie mit ihrem Team das Publikum auf Umwege, es wird selbst mit ins Gefängnis genommen und in seiner Freiheit beschränkt.
Traumlandschaft
Kollektiv XYLIT (Leipzig)
Das Kollektiv XYLIT interpretiert Kompositionen und Texte mit Bezug zur Vorarlberger Region – und rückt dabei die Feldkircher Autorin und Malerin Paula Ludwig in den Mittelpunkt. Neu in Form gegossen, verschwimmen die musikalischen Grenzen der Vortragsstücke zwischen den Genres Klassik, Elektronik und Jazz. Das musikalisch-literarische Material wird durch dezent eingesetzte Videoprojektionen vervollständigt. Das Publikum wird einen Abend erleben, der das Phänomen “Umwege gehen” von verschiedenen Seiten beleuchtet.
Der junge Graf
False Relationships and Extended Endings Ensemble (Basel / Freiburg)
Der junge Graf, der in die Unterwelt kam, ist eine traditionelle Geschichte Vorarlbergs, in der der Sohn eines steinreichen Grafen in der Unterwelt gefangen ist, durch die er sich mit seiner wahren Liebe, die er dort kennenlernt, hindurchkämpft, um zu entkommen. Denn Hugo I. von Montfort selber ein Graf war, setzt dieses Märchen sofort thematisch die Verbindung zu
dem Hugo-Projekt. Auf dem Thema ››Umwege‹‹ entscheiden sich ››False Relations and the Extended Endings Ensemble‹‹, diese Geschichte neben einer musikalischen Reise durch verschiedene musikalische Epochen zu erzählen.
Über den Hugo-Wettbewerb
Der Hugo ist der internationale Studierendenwettbewerb der Montforter Zwischentöne für neue Konzertformate. Die Aufgabe: Entwicklung eines 60-minütigen Konzertes maßgeschneidert auf einen Aufführungsort. Der Preis ist nach dem Minnesänger Hugo von Montfort (1357 bis 1423) benannt, dem ersten Musiker der Region, dessen Werk heute noch bekannt ist.
„Hugo ist wichtig, um die Grenzen der sogenannten Klassik-Branche auszutesten, zu erweitern und dem Publikum Neues bzw. Altes auf neue Art und Weise näher zu bringen.“
Frauke Bernds, Leiterin Konzertplanung Kölner Philharmonie
Intensive Auseinandersetzung
Studierenden eine intensive Auseinandersetzung mit vertieften Konzert-Erlebnissen zu ermöglichen – das ist der Hintergrund des Hugo-Wettbewerbs. Sein Ziel ist, eine lebendige, offene Debatte über neue Musikerfahrungen, spannendes Teamwork, Inspiration und einen schöpferischen Prozess zum Thema zu entfalten.
Deshalb gibt es bei diesem Wettbewerb keine Verlierer! Alle lernen, testen, tauschen sich aus, probieren, verwerfen und diskutieren. Alle Beteiligten nehmen etwas mit, dass sie in ihrer Entwicklung als Künstler und Künstlerinnen und zukünftige Kulturmanager ihrer selbst, gut gebrauchen können. Diese Haltung steht im Mittelpunkt.
Die Aufgabe
Aufgabe für die teilnehmenden Teams ist die Entwicklung eines dramaturgischen Vorschlags für einen der drei Schwerpunkte des Zwischentöne-Jahres. Ein einstündiges »Konzertdesign«, maßgeschneidert für eine besondere Location, welches das Thema mit musikalischen, inhaltlichen, raumgestalterischen Strategien aufgreift.
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Mag. Andreas Feuerstein
Content Kommunikation
Leitung
T +43 5522 9009 3230
andreas.feuerstein(at)feldkirch.at
Stadtkultur und Kommunikation Feldkirch GmbH
Montfortplatz 1
6800 Feldkirch, AUSTRIA
Gerichtsstand: Feldkirch, FN 297645 p
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