Der Dahlemer Literatur- und Kunstsalon in Berlin-Dahlem
Jeden Monat findet im Dahlemer Literatur- und Kunstsalon ein privater Salonabend statt. Auf Einladung von Elke Rosin treffen sich regelmäßig an die 50 Gäste im Salon, um eine Lesung, ein Konzert oder einen Vortrag zu hören. Zu Beginn jedes Salonabends trägt Elke Rosin ein Gedicht von Erna Fitzner, ohne die es den Salon in dieser Form heute nicht geben würde, vor.
Erna Fitzner, geboren 1922, verfasste seit ihrer Jugend Gedichte. Romantische, sorgfältig durchkomponierte Texte, in denen sie die Natur, die Liebe und das Leben rühmt. An die 2000 Texte schrieb sie im Laufe der Jahre. Gefördert durch ihren Professor, den Germanisten Otto von Petersen, dem sie während ihrer Bonner Studienzeit begegnete, entwickelte sie ihren Stil. Vorbilder waren für sie Friedrich Schiller, Annette von Droste-Hülshoff und Hans Carossa. 1942 sollte ein Gedichtband Erna Fitzners in einem Berliner Verlag erscheinen, doch durch die kriegsbedingte Papierknappheit kam es nicht dazu. Erna Fitzner folgte ihrem Professor nach Posen, wo sie ihr Studium beendete. Zwischen ihr und Otto von Petersen hatte sich eine innige Beziehung entwickelt. Der mehr als zwanzig Jahre ältere und verheiratete Professor fiel in den letzten Wochen des Kriegs. Erna Fitzner floh nach Berlin und wurde Lehrerin. Versuche, ihre Lyrik zu veröffentlichen, scheiterten, dennoch schrieb sie weiter. In den ersten Nachkriegsjahren zeugen ihre Texte vom Verlust ihres verehrten Professors.
Erna Fitzner unterrichtete Deutsch, Geschichte und Erdkunde an verschiedenen Berliner Schulen, bis sie Anfang der 70er Jahre vorzeitig pensioniert wurde. In den folgenden Jahren widmete sie sich ganz ihrer Lyrik, einigen Prosa-Texten und der Gestaltung des Salons im Erdgeschoss ihres Wohnhauses in Berlin-Dahlem. Dabei ließ sie sich ganz von ihrem persönlichen Geschmack leiten und sammelte gemeinsam mit ihrer Freundin Möbel unterschiedlichster Stilrichtungen und exotische Gegenstände. Eine Herde geschnitzter Elefanten, lebensgroße Leoparden und röhrende Hirsche bevölkern den Salon, in dem sich das Licht in den vielen Kristallvasen und orientalischen Wandtellern spiegelt. Üppige Seidenblumenbouquets schmücken außerdem den Raum, der mit mehreren farblich aufeinander abgestimmten Sitzgruppen bestückt ist. Erna Fitzner hätte in ihrem Salon jederzeit viele Menschen empfangen können, auch ausreichend Geschirr für die Bewirtung vieler Gäste hatte sie angeschafft. Der Salon versank jedoch im Laufe der Jahre in einen Dornröschenschlaf. Erna Fitzner lebte zurückgezogen, vertiefte sich in die Lektüre religiöser Abhandlungen und philosophischer Theorien und gewährte nur wenigen Menschen den Eintritt in ihr Haus.
Erna Fitzner hatte keine Angehörigen, daher entschied sie kurz vor ihrem Tod im August 2005, ihre langjährige Nachbarin Elke Rosin als Erbin einzusetzen. Elke Rosin und ihr Mann standen vor der Frage, was mit Erna Fitzners Salon geschehen sollte. Sie entschieden sich, den Raum mit seiner außergewöhnlichen Gestaltung genauso zu erhalten, wie Erna Fitzner ihn hinterlassen hat. Vor dem Fenster steht ein großer Schreibtisch mit einer alten Schreibmaschine, gerade so, als habe die ehemalige Besitzerin nur einmal kurz den Raum verlassen.
Vielleicht hat sich mit der Gründung des Dahlemer Literatur- und Kunstsalons durch Elke Rosin im Jahr 2006 Erna Fitzners Traum erfüllt, den sie selbst nicht mehr verwirklichen konnte. Erna Fitzners Herzenswunsch war es, dass ihre Gedichte veröffentlicht würden. Elke Rosin kam diesem Wunsch nach und gab im Jahr 2007 eine Auswahl von Erna Fitzners Lyrik unter dem Titel „Was Leben sein kann“ heraus. Der Dahlemer Literatur- und Kunstsalon, der inzwischen auf ein achtjähriges Bestehen zurückblicken kann, ist zu einer etablierten Kultureinrichtung in Berlin geworden. Über 60 Salonabende mit einer großen thematischen Bandbreite haben inzwischen stattgefunden. AutorInnen wie Regina Scheer, Marion Tauschwitz und Dagmar von Gersdorff lasen aus ihren Werken. Die LyrikerInnen Rajvinder Singh, Richard Pietraß und Marlies Schmidl trugen ihre Gedichte vor, und zahlreiche unterschiedliche Musiker begleiteten die Lesungen. Erna Fitzner wird an jedem Salonabend erinnert, wenn sich die Gäste, in dem von ihr gestalteten Raum versammeln und zu Beginn eines jeden Salons ein Gedicht von ihr hören, das Elke Rosin passend zum jeweiligen Thema des Abends ausgewählt hat.
Netfinder:
Zum Salon selbst: http://www.ernafitzner.de/final/index.php/dersalon
Erna Fitzner: http://www.ernafitzner.de
Weltweibweb, im August 2014
Lena Panzer-Selz
Sehr geehrte Frau Rosin, ich möchte sie bitten, mir die nächsten Veranstaltungen des Literatursalons per mail zu schicken.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Christine Wilke
Sehr geehrte Frau Wilke,
wir werden Ihre erneute Anfrage, die nicht uns sondern dem Dahlemer Literatur- und Kunstsalon gilt, an die dortigen Kolleginnen per Email weitergeben und hoffen, daß dieses Verfahren in Ihrem Sinne ist.
Lieber Gruß
Redaktion zugetextet.com