Ausgelassene Stimmung und viel Sonne – Der Konzertspaziergang der Montforter Zwischentöne am Samstag
Musik von Beethoven bis Drum ’n’ Bass, kühle Drinks und bereichernde Begegnungen – so lautete das vielversprechende Programm für den Konzertspaziergang der Montforter Zwischentöne. Und es wurde nicht zu viel versprochen. Der warme Sommerabend, hochkarätige Musiker*innen und ein detailliert durchdachtes Veranstaltungsformat sorgten dafür, dass nicht nur rund 350 Besucher*innen begeistert nach Hause gingen. Auch Passanten, Flanierende und Gäste der städtischen Cafés und Restaurants genossen die musikalische Untermalung ihres Sonnabends in der Innenstadt.
„Bereits zum dritten Mal haben wir den Konzertspaziergangs in der Feldkircher Innenstadt umgesetzt. Jedes Mal wurde es sehr positiv aufgenommen, nie zuvor war jedoch der Andrang so groß gewesen wie in diesem Jahr – wir waren restlos ausverkauft. Das Einzigartige am Format ist, dass wir im kleinen und intimen Rahmen eine große Öffentlichkeit erreichen können. Wir können uns den Gegebenheiten der Situation anpassen und gleichermaßen ein sicheres sowie kulturell und sozial bereicherndes Erlebnis vermitteln.“ Edgar Eller, Stadtkultur Feldkirch
Begeistertes Publikum fernab voller Konzertsäle
Erlesene Ensembles des Symphonieorchesters Vorarlberg, ein Drehleierspieler und die legendäre Wiener Band »Café Drechsler« spielten an malerischen, verborgenen und originellen Plätzen der Stadt. Ein kühles Glas Wein und ein kurzer Spaziergang machten die Zeit zwischen den Aufführungen zum Genuss.
Insgesamt neun Konzert-Sessions wurden je drei Mal dargeboten, manche an so kleinen Plätzen, dass nur 35 Personen Platz fanden, manche in großen Höfen mit umso großzügigerer Bestuhlung. Überall war die Einhaltung der Abstandsregelungen genauso gewährleistet wie eine sonnabendlich feierliche Stimmung. Das Publikum zeigte sich durchwegs begeistert von der Chance auf derart vielfältigen Kulturgenuss.
„Es ist unglaublich, wie das kulturelle Angebot in Feldkirch in den letzten Jahren gewachsen ist. Plötzlich sind hier Dinge erlebbar, die ich sonst nur von großen Städten kenne. Und wenn ich, so wie heute, Beethovens frühe Werke durch die Gassen klingen höre, dann sehe ich die ganze Stadt in neuem Licht.“ (Annette Waibel)
Ensembles des Symphonieorchesters an den schönsten Plätzen der Innenstadt
Den größten Konzertraum unter freiem Himmel bildete wohl der große Gymnasiumhof. Hier sorgte die Brassband D´Glorious BRASStards mit sieben Bläsern und einem Schlagzeug für ein spektakuläres Sounderlebnis. Ihre Kompositionen und Adaptionen verschiedenster Musikgenres zogen Jung und Alt in ihren Bann. Etwas reduzierter, aber nicht weniger intensiv war das musikalische Erlebnis im Palais Liechtenstein, wo ein Streichquintett des SOV Schubert vertonte. Die aufgestellten Stühle waren bis auf den letzten Platz gefüllt, ebenso wie in der Marktgasse. Hier lauschten nicht nur die Gäste des Konzertspaziergangs, sondern auch die Besucher*innen der umliegenden Cafés den frühen Werken aus Beethovens Schaffen – gespielt vom Bläseroktett des SOV.
Vom Hornquartett über Balladen auf der Drehleier bis zu Astor Piazolla
Während am Elisabethplatz ein Quartett aus Hornbläsern Musikstücke von der Renaissance bis zur Moderne erklingen ließen, spielte gut versteckt – im verborgenen Garten hinter einem Tor in der Vorstadt – der Drehleierspieler Matthias Loibner. Was uralt klingt, ist ein gar nicht so altes Instrument mit Tasten, Saiten und einer Kurbel, das sich hervorragend für moderne Balladen eignet. Sägend und dudelnd, aber auch sanft und summend hörten viele der Gäste die Drehleier zum allerersten Mal. Auf der anderen Seite der Innenstadt, an den Plätzen des kleinen Gymnasiumhofs, des Raiffeisenplatzes und der Neustadt spielten jeweils auserwählte Duos: Geige und Bratsche mit klassischen Werken aus dem Programm des SOV, Flöte und Marimbaphon mit einer Vertonung von Astor Piazolla sowie das Violinduo Gemini mit Kompositionen von Haydn bis Telemann.
Café Drechsler in Kooperation mit der poolbar Raumfahrt
Und auf der Waldbühne im Reichenfeld wurde sogar getanzt. Mit gutem Abstand und vereinzelt, aber doch. Das restliche Publikum wippte, klopfte, stampfte und klatschte. Hier riss das legendäre „Café Drechsler“, bestehend aus Alex Deutsch am Schlagzeug, Oliver Steger am Kontrabass und Ulrich Drechsler am Saxophon, sein Publikum mit. Die Kultband der akustischen Clubmusik war vom poolbar Festival eingeladen worden und bespielte nun im Rahmen des „Raumfahrtprogramms“ eine Spielstätte des Konzertspaziergangs.
„Wir wollen ein kraftvolles Zeichen in dieser Corona-Krise setzen. Es geht nämlich – bei aller Sensibilität für die Thematik – auch darum, Mut zu machen. Wir wollen die Stadt wieder zum Begegnungs- und Kulturraum machen, statt zum Angstraum. Wenn Menschen aufeinander achtgeben, ist vieles möglich.“ (Hans-Joachim Gögl, Künstlerische Leitung der Montforter Zwischentöne)
Über die Montforter Zwischentöne
Die Montforter Zwischentöne starteten im Februar 2015, kurz nach der Eröffnung des neu gebauten Montforthauses Feldkirch. Das Ziel: eine neue Festivalform zu etablieren, die Alltagskultur und Musik in Formaten verbindet, die unmittelbare ästhetische Erfahrungen ermöglichen.
Die Ästhetik verstehen die Zwischentöne dabei im Sinne ihres altgriechischen Wortstammes, der nichts Anderes als »Wahrnehmung« bedeutet. Das innovative Festivalformat stellt die intensive Rezeption eines Kunstwerkes in einen persönlich bedeutsamen Kontext und verbindet es mit den Kompetenzen, Fragen, Biografien, den inneren und äußeren Räumen der Besucher, um das Publikum als Teilnehmende und Teilgebende zu gewinnen.
Mit ihrem Anspruch lösten die Montforter Zwischentöne von Beginn an Interesse aus. Auch in den Medien. Michael Stallknecht fasste seine Eindrücke 2017 in der NZZ in diese Worte: »Die Montforter Zwischentöne in Feldkirch schauen in die Zukunft der Musikfestivals und geben dem Festspielgedanken einen neuen Sinn.«
Die Montforter Zwischentöne finden als Veranstaltungsreihe an drei Wochenenden im Jahr statt und sind jeweils einem Hauptthema gewidmet. Die Themen werden mit jahreszeitlich verbundenen Stimmungen, Bräuchen und Festen verbunden. So entstehen Programme, die sich aufeinander beziehen sowie neue Formate, die die Erfahrungen von Künstlerinnen und Experten mit den Erfahrungen des Publikums verbinden.
Als regional vernetztes Festival betreiben die Montforter Zwischentöne nachhaltig wirkende, freundschaftliche Kooperationen mit Musikensembles, Kulturschaffenden, Künstlerinnen und Wissenschaftlern aus der Region Vorarlberg.
Kommunikation und Design
Die Montforter Zwischentöne haben sich von Beginn an auch als Plattform für ausgezeichnete Gestaltung in der Region verstanden. Das Festival vergibt zu jedem Schwerpunkt das Kommunikationsdesign an ein anderes Gestaltungsbüro aus Vorarlberg oder dem benachbarten Ausland. Auf Basis der Elemente von Clemens T. Schedler erarbeitet das jeweilige Gestalterteam die Bildsprache maßgeschneidert zum Thema.
Das aktuelle Key-Visual der Zwischentöne stammt von René Dalpra, Typograf und Grafikdesigner mit dem Schwerpunkt Buchgestaltung. Sein Büro betreut Publikationsprojekte etwa für Gebrüder Weiss, Rauch Fruchtsäfte oder das Ensemble Concerto Stella Matutina (CSM).
Konzerte: www.montforter-zwischentoene.at