schlechte erinnerungen – ein mahnmal
von blume
tief in schmutziggraues licht getaucht, das, plump von den wänden triefend, trübe schlieren über der trostlosen einöde meines sichtfelds hinterlässt, dämmert der raum. es stinkt nach altem rauch; der boden, ein absurdes schlachtfeld aus fast leeren flaschen – in manchen schwimmt asche durch zähe fieberspucketümpel –, bisweilen scherben, schmuddeligen kleidungsstücken – haute couture des depressiven –, kaum definierbarem: abstoßend, die unerträglichkeit meines seienden seins. hier spiegelt sich wider, in perfider perfektion, der innere zustand. darum schließe ich, zum schier unendlichsten mal, die schmerzerfüllten augen – ich hoffe, schwach, auf traumloses absinken, gen nonexistenz –; natürlich entkomme ich nicht, weder dem dumpfen schmerz, der mit rohen fäusten, erbarmungslos und böse grimassierend, meinen idiotischen schädel von innen her höhlt, noch dem vorbeihuschen beängstigender dunkelschemen – silhouetten chaotischer nacht, schattengeboren.
plötzlich rebelliert mein magen; ich ahne, ich werde gleich brechen. aber ich zögere es hinaus, tue so, als ob ich mich getäuscht hätte… nein, das habe ich nicht; und da rufe ich ihn tatsächlich an, flehe, bitte ihn, mich zu verschonen, denjenigen, über den ich mich sonst höchstens lustig mache… dann krieche ich auf tauben gliedern zur schüssel rüber und speie reste von schnaps, bier, irgendeinem fraß hinein – indes, der würgereiz bleibt, sodass ich, konvulsivisch zuckend, bloß leere abgebe; leid.
ja, wahrlich unheilverkündend, dieser übergang, wenn das restgift dem körper entflieht. ich friere, bibbere, zittere – ich kann nicht mehr. doch gewohnheit stumpfe wohl ab, meinen manche. leider merke ich davon nichts, denn immer wieder, aufs neue, sonntags…
und den rest der woche? montags trage ich die bürde meiner wochenendexzesse via einen schnödfaden, blödöden arbeitstag, danach falle ich in komatösen schlaf. dienstags fühle ich mich bereits minimal besser, abends esse ich mit appetit, treibe sogar sport – begebe mich trotzdem früh zu bett. mittwochs beginne ich zu vergessen, unternehme kleine dinge, amüsiere mich, normalerweise ohne alkohol. donnerstags freue ich mich auf berauschte eskapaden. freitags überstehe ich die pflichten und, voila, es geht los… samstags fliegt die zeit mir fort, viel zu schnell, um sie zu fassen zu bekommen. und, immer wieder, sonntags sehne ich mich profunder, nach meinem endgültigen tod…